ACT & Co . – Wie ACT mit der DGKV und achtsamkeitsorientierten Verfahren zusammenhängt

Warum heißt die Deutschsprachige Gesellschaft für Kontextuelle Verhaltenswissenschaften e.V. (DGKV e.V.) eigentlich so und nicht zum Beispiel DG-ACT?

ACT (bzw. Comprehensive Distancing, wie der Ansatz aus den späten Siebzigern bis ca. 1990/1991 genannt wurde), ist gewissermaßen der älteste Ansatz und auch der bekannteste.

Die Kontextuellen Verhaltenswissenschaften (Cognitive Behavioral Science – CBS) waren von Anfang an gedacht als der Zusammenschluss von Theoretiker*innen, Grundlagen- und Anwendungsforscher*innen sowie Praktiker*innen, die sich gegenseitig voranbringen und gemeinsam daran wirken, Verhalten vorherzusagen und zu beeinflussen, um menschliche Leiden zu lindern und ein sinnerfülltes Leben in den Mittelpunkt zu stellen – in Forschung und Praxis.

Das führte 2005 auch zur Gründung der ACBS (Association for Contextual Behavioral Science), deren deutschsprachige Untergruppierung seit 2012 die DGKV (Deutschsprachige Gesellschaft für Kontextuelle Verhaltenswissenschaften)  ist.

Im Laufe der Zeit haben sich daraus neben ACT verschiedene   herausgebildet, die zum Teil auf den gleichen Grundmodellen beruhen, zum Teil eng verwandt sind.

Die DGKV repräsentiert diesen gemeinsamen Wissenschafts- und Therapieansatz in all seiner Vielfalt, aus dem  ACT und seine Reisegefährten (“fellow travelers”) entstanden sind und sich bewusst bis heute wechselseitig beeinflussen.

Zur besseren Übersicht der Zusammenhänge ist weiter unten ein Schaubild mit Erläuterungen angefügt.

Was ist der gemeinsame Kern all dieser Ansätze?

Menschsein ist auch dadurch gekennzeichnet, dass uns andere und anderes am Herzen liegt, und wir dadurch verletzlich sind. Schmerzhafte Erfahrungen sind  ein nicht vermeidbarer Teil des menschlichen Lebens, die kommen und gehen. Darin unterscheiden wir uns nicht – auch nicht Therapeut*innen –  von Patient*innen.

Häufig entstehen jedoch aus dem Versuch, Schmerz zu vermeiden, die Probleme erst, die sich auch zu krankheitswertigen psychischen Störungen entwickeln können.

Deshalb unterstützen all diese Ansätze, unvermeidlichen Schmerz zu erkennen, diesen anzunehmen, um stattdessen darauf zu fokussieren, wie wir sinnerfüllt leben wollen.

Was ist der gemeinsame Kern all dieser Ansätze?

Werden Sie Teil der DGKV. Tragen Sie bei, dass ACT und die funktional kontextuelle Sichtweise mehr Menschen im deutschsprachigen Raum bekannt wird. Und nutzen Sie alle Vorteile der Mitgliedschaft für sich selbst und für Ihre Arbeit.

Abkürzungen:

  • ABA – Angewandte Verhaltensanalyse (Applied Behavior Analysis)
  • CBS – Kontextuelle Verhaltenswissenschaften (Contextual Behavioral Science)
  • CBT – Kognitive Verhaltenstherapie (Cognitive Behavioral Therapy)
  • CFT – Compassion Focused Therapy
  • DBT – Dialektisch-Behaviorale Therapie (Dialectical Behavior Therapy)
  • ES – Evolutionstheorie (Evolution Science)
  • FAP – Funktional Analytische Psychotherapie (Functional Analytic Psychotherapy)
  • FC – Funktionaler Kontextualismus (Functional Contextualism)
  • MBCT – Achtsamkeitsbasierte Kognitive Therapie (Mindfulness-Based Cognitive Therapy)
  • MBSR – Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion (Mindfulness-Based Stress Reduction)
  • RFT – Bezugsrahmentheorie (Relational Frame Theory)
  • WER-T –  Wahrnehmer-Entdecker-Ratgeber-Total wichtig, dt. Adaption des
  • DNA-V Modells (Discoverer-Noticer-Advisor-Values/Vitality)

In dem Schaubild sind verschiedene Verfahren und Theorien angeordnet. Es ist nur eine Sichtweise und eine Momentaufnahme. Das Feld der Kontextuellen Verhaltenswissenschaften war und ist von Anfang an auf gegenseitige Befruchtung und Veränderung angelegt. Auch sind die Kategorien längst nicht so trennscharf, wie das Schaubild suggerieren mag.

So wurden in verschiedenen Kontexten von unterschiedlichen Autoren auch andere Verfahren unter die CBS subsummiert. Einige dieser Verfahren werden häufig auch zu den achtsamkeitsorientierten Verfahren gezählt, die – manchmal auch synonym – als “Verhaltenstherapie der dritten Generation” beziehungsweise als Therapien der Dritten Welle der Verhaltenstherapie (Steven Hayes hat 1995 diese Bezeichnung geprägt) bezeichnet werden.

DBT beispielsweise hat enge gemeinsame wissenschaftliche Wurzeln wie FAP. CFT dagegen hat eher andere theoretische Wurzeln, ist aber durchaus dem Forschungsprogramm der CBS verpflichtet. Aus dieser Unschärfe heraus hat sich der Begriff der Reisegefährten (fellow travelers) für Ansätze, die ebenfalls zur CBS gezählt werden, etabliert. Jedoch ohne wiederum genau zu benennen, welcher Ansatz denn nun noch direkt zur CBS gehört, welcher eher zu den Reisegefährten, wer eher noch außerhalb davon.

Es gibt ebenfalls Fortentwicklungen, die entweder unmittelbar aus dem CBS-Zusammenhang entstanden sind oder in Wechselwirkung dazu stehen.

Genannt werden soll hier die Process-Based-Therapie (PBT), die eine Integration von Evolution Science, in der die Grundlagen einer Allgemeinen Psychotherapie (ähnlich wie das Modell von Grawe) entwickelt wird. Dabei versucht die PBT u.a., die Kognitive Verhaltenstherapie (Cognitive Behavioral Therapy – CBT) wieder mit den CBS zu versöhnen.

Den am deutlichsten gesellschaftsrelevanten Ansatz der kontextuellen Verhaltenswissenschaften bildet Prosocial, ein Ansatz, der gleichberechtigte, selbstorganisierte Gruppen und Zusammenschlüsse darin unterstützt, funktional und fair an gemeinsamen Zielen zu arbeiten (basierend u.a. auf Umweltökonomie – Elinor Oström, ES und CBS). ACBS und DGKV wenden die Prinzipien auch immer wieder auf sich selbst und die eigene Zusammenarbeit an.