ACT lernen an jedem Ort, zu jeder Zeit: Online-Kursangebote

Russ Harris tut es, Benjamin Schoendorff tut es, Valerie Kiel und andere tun es: sie vermitteln ACT online – ortsunabhängig über Webseiten oder mit Hilfe von Video-Software. Eine Betrachtung einer Auswahl von E-Learning-Angeboten. Was gibt es? Was kann man erwarten?

ACT lernen – das  tun die meisten Interessierten über Workshops und Trainings an einem bestimmten Ort, gemeinsam mit anderen, die sie sehen können, mit denen sie gemeinsam Erfahrung mit den Methoden und dem Paradigma sammeln können. Ob in Greifswald, Berlin, Olpe, Süßen oder München, …. – Trainer und Akademien gibt es allerorten, hinzu kommen noch Kongresse und Konferenzen wie dieses Jahr in Sevilla und Weinheim. Doch was, wenn ich keine Zeit, kein Budget oder andere Verpflichtungen habe, die mich am Reisen hindern? Oder wenn ich ohne großen organisatorischen Aufwand neben meinem beruflichen Alltag mit ACT am Ball bleiben möchte? Dafür gibt es eine Reihe von Angeboten, die online die Möglichkeit bieten, sich ACT-Inhalte von der Praxis oder von Zuhause aus zu erarbeiten, allein für sich oder gemeinsam mit anderen.

Eine Übersicht über englisch- und spanisch-sprachige Online-Kurse und andere Angebote findet sich auf den Seiten der ACBS (https://contextualscience.org/node/5371 ) . Hier werden zum Beispiel vorgestellt:

Die technisch und medial wohl professionellsten Kurse bietet der Australier Russ Harris auf seiner Internetseite „I’m Learning ACT“ ( https://imlearningact.com/ ). Hier können Therapeuten aller Hintergründe Einstiegskurse oder Aufbaukurse absolvieren, auch störungsspezifische Ansätze mit dem kontextuellen Therapieansatz erfahren. In der Regel erstrecken sie sich über mehrere Wochen, die Trainingseinheiten können je nach zeitlichen Möglichkeiten innerhalb einer Zeitspanne abgerufen werden. Sie beinhalten theoretischen Input, den Russ Harris moderiert, grafisch illustriert, mit Rollenspiel-Einspielern, Informations- und Arbeitsblättern, die die TeilnehmerInnen während des Kurses bearbeiten oder zwischen den Kurseinheiten. Begleitend gibt es ein Forum, in dem die TeilnehmerInnen Fragen stellen können, die von einer Reihe bekannter Unterstützer und Trainer aus der ACT-Gemeinschaft beantwortet und diskutiert werden.

Auch über Facebook  erhalten Follower der Gruppe „Association of Contextual Behavioural Science (ACBS) unter anderem Informationen über aktuelle Online-Angebote.

Die wohl bekannteste deutschsprachige Online-ACTivistin ist Valerie Kiel. Sie bietet neben den internationalen „Free Online ACT Peer Support Meetings“ und Online-Webinaren auf englisch  in Zusammenarbeit mit verschiedenen ACT-Trainern (darunter namhafte wie Benjamin Schoendorff, Jan Martz und Fabian Olaz) auch Online-Kurse auf deutsch. Diese werden ausgerichtet von der ACT Akademie. Informationen z.B. zu den Kursen „ACT für Anfänger“, „Einführung in die ACT-Matrix“ und „Funktional Analytische Psychotherapie“ (in Planung) finden sich unter  http://www.act-akademie.org/onlinetraining.html .  Die Kurse setzen auf eine gemeinsame erfahrungsgeleitete Erarbeitung der Inhalte anhand einer Reihe von Übungen, moderiert und unterstützt von den Kursleitern. Der Kurs läuft in der Regel über einen festgelegten Zeitraum; die Einheiten finden zu festgelegten Zeiten auf einer Video-Plattform wie zoom.us oder ähnlichen statt. Die Teilnehmer sehen sich und interagieren direkt miteinander, die Technik ermöglicht auch Kleingruppenarbeit, in der sich dann nur 2 – 4 Teilnehmer in einem virtuellen Raum befinden. Auch hier wird auf die Vertiefung der Erfahrungen zwischen den Sitzungen gesetzt, ganz im Sinne der ACT: „tue, was Du sagst“.

Ich habe selbst 2016 am Online-Training „ACT and Mindfulness with Trauma“ von Russ Harris teilgenommen und anschließend unter Anleitung von und gemeinsam mit Valerie Kiel einen Online-Video-Kurs „ACT für Anfänger“ auf der Online-Video-Plattform zoom.us konzipiert und gegeben. Beide Erfahrungen waren einzigartig und lehrreich. Bei Harris habe ich vor allem von der hervorragenden Struktur und der Menge an Informationen in verschiedenen  Darreichungsformen profitiert. Der Anspruch an die Teilnehmer, sich die Inhalte auch zwischen den Kurseinheiten zu erarbeiten war hoch: zusätzlich zu den 2 Stunden Filmmaterial wöchentlich kamen noch einmal 2 – 4  Stunden Nachbereitung und Vorbereitung. Das war sehr intensiv und es war fast unumgänglich, dass ich durch die intensive Befassung mit dem Material davon auch einiges in meine therapeutische Arbeit einfließen ließ. Die Fragen der KollegInnen und die Antworten der Kurs-Berater waren spannend zu verfolgen. Was ich jedoch vermisst habe, war ein Austausch zwischen den TeilnehmerInnen. Ich hätte mir gewünscht, auch die eine oder andere ihrer Einschätzungen zu erfahren. Der 8wöchige Video-Kurs der ACT-Akademie hingegen war sehr fokussiert gerade auf diesen Austausch mit und unter den Teilnehmerinnen – der Kreis war mit 6 Beteiligten sehr klein und der Kontakt u.a. auch dadurch sehr intensiv. Neben dem Sichtkontakt per Video in den Kurseinheiten gabe es zu jeder Sitzung zusammenfassende Folien sowie zusätzliches Arbeits- und Informationsmaterial. Die Teilnehmer hatten mit Hilfe von Feedback-Fragen zu den Sitzungen die Möglichkeit, auch zwischen den Sitzungen mit uns per E-Mail in Kontakt zu treten und voneineinander Feedback zu themenrelevanten Fragen zu erhalten. Das hat die Auseinandersetzung mit den Inhalten sehr gefördert und die Beziehungen in der Gruppe sehr persönlich werden lassen. Beide Formate haben viel für sich und sind gleichzeitig etwas anderes als ein 2tages-Workshop mit anderen an einem Ort – meiner Erfahrung nach eine gute und empfehlenswerte Ergänzung.

Sollten Ihnen / Euch darüber hinaus Online-Angebote bekannt sein, um ACT zu lernen, oder Erfahrung damit haben, freuen wir uns über eine E-Mail an newsletter@dgkv.info, um diese Übersicht zu erweitern.