Als Clown durch das Hexaflex

David Gilmore, Autor des Buches „Der Clown in uns. Humor und die Kraft des Lachens“, geht davon aus, dass das Clown-Sein das in uns hervortreten lässt, was wir eigentlich sind, ohne Prägungen, ohne Konzepte oder Regeln, die einengen können. Mit Hilfe des Clown-Seins könnten wir also an unseren Ursprung, die von Gilmore sogenannte „null“ kommen. Oder im Sinne von ACT ausgedrückt, unser Beobachterselbst entdecken und mit innerem Abstand zu internen und externen Konzepten zu einem freien, spielerischen, lebensfrohen Selbst zu kommen. Hierfür eine kleine Übung: Stell Dir vor, das Leben sagt zu Dir „Komm, ich lad‘ dich ein. Lebe!“ Und Du findest so viele Gegenargumente wie möglich, warum es nicht geht, mit dem Leben mitzugehen. Vielleicht kommen Dir hierbei so ähnliche Gedanken wie mir: „Das geht doch nicht!“, „Zuerst muss ich doch noch!“, „Was denkt man denn sonst über mich?!“ oder auch Gefühle wie Angst, Unsicherheit,…..

Bei der Idee, den Clown in uns zu spüren, berührt mich am meisten, dass es möglich sein kann, sich zu zeigen; auch sehr ungewöhnlich. Der Clown darf das. Er fällt nicht aus der Gruppe, weil er scheitert und verliert, sondern wird genau dafür geliebt. Die Urangst, verstoßen zu werden, verachtet zu werden, bestätigt sich nicht. Clown zu sein bedeutet, die Komfort-Zone zu verlassen. Vielleicht sogar über die Sicherheitszone hinaus und dadurch gänzlich neue Erfahrungen zu sammeln. Hierzu lädt David Gilmore in seinen Workshops ein. Er nennt dies den „Narrensprung“. Es entsteht so die Möglichkeit, Facetten und Sehnsüchte von sich zu leben, die man noch nie gezeigt hat, auch wenn man genau weiß, dass sie da ist.

Das soll kein Plädoyer sein, nun im Alltag – beruflich und privat – ständig als Clown durch die Welt zu gehen. Doch ich denke, wir können viel von dieser Idee übertragen. Achtsam bemerken, welche Gefühle und Gedanken vorhanden sind, diese akzeptieren und vielleicht sogar übertrieben ausdrücken, so wie es der Clown machen könnte. Denn beim Clown-Sein geht es nicht ausschließlich darum, immer lustig zu sein. Es geht darum, sich berühren zu lassen und zu berühren. Verhaltensautomatismen zu durchbrechen, indem ich ins Experimentieren komme: mit Gesten, mit meiner Stimme, dem Tempo meiner Bewegungen. Und die Dinge ein bisschen leichter nehmen, auch mich selbst und meinen Verstand. Dadurch gewinne ich Abstand.

Zusammenfassend möchte David Gilmore uns zu mehr Begegnung und Lebendigkeit im Leben verhelfen. Wie wäre es, deine Gliedmaßen so zu betrachten, als ob du sie noch nie zuvor gesehen hast. Schau dir z.B. Deine rechte Hand an. Drehe und wende sie. Dann die Finger: wie weit kannst du sie ohne Hilfe spreizen und biegen. Siehst Du Härchen und Falten? Adern? Beobachte neugierig und spielerisch. Und vielleicht hast Du Lust, auf dem nächsten Weg, den du tust, eine Person, die dir entgegen kommt, anzulächeln. Einfach so. Mal sehen was passiert.

Quellen: Gilmore, David (2007). Der Clown in uns. Humor und die Kraft des Lachens. München: Kösel.

www.davidgilmore.com