ACT und BREEMA

BREEMA steht für “Being, Right now, Everywhere, Every Moment, Myself, Actually”. Auf deutsch: Genau jetzt, überall, in jedem Moment wirklich ich Selbst sein.

Auch wenn wir, also Herbert Assaloni und Marie Christine Dekoj, uns bewusst sind, dass sich Breema kaum in Worte fassen lässt, eine Definition nie das vermitteln kann, was die Erfahrung ermöglicht, möchten wir es versuchen. Breema ist eine prinzipiengeleitete Körperarbeit. Die neun Prinzipien sind:

  1. Körper bequem
  2. ganze Beteiligung
  3. einziger Augenblick, einzige Aktivität
  4. keine Eile, keine Unterbrechung
  5. keine Beurteilung
  6. keine Kraftanwendung
  7. Bestimmtheit und Sanftheit
  8. nichts extra
  9. gegenseitige Unterstützung.

Bei Breema geht es um die Kunst, präsent zu sein. Beim Ausüben von Selbstbreema-Übungen und in der Breema-Partnerarbeit ist das übergeordnete Ziel, diese 9 Prinzipien zu verwirklichen und dadurch Präsenz und Geistesgegenwärtigkeit zu kultivieren. Dabei lassen wir uns vom eigenen Körper und dem Körper des anderen unterstützen. Dies schafft eine wohlwollende, nährende und beruhigende Atmosphäre.

Wo sehen wir Verbindungen zwischen ACT und BREEMA?

Das Prinzip „Keine Beurteilung“ lässt sich mit Akzeptanz in Verbindung bringen. Mit dem Prinzip „nichts extra“, das besagt, die Aufmerksamkeit auf den Körper zu richten, Abstand von allem anderen zu nehmen, lässt sich ein Bezug zur Defusion herstellen. Die Instruktion „der Geist folgt dem, was der Körper tut“ zielt auf dieses Prinzip.  Eine weitere Parallele zu ACT sehen wir darin, dass es nicht nur darum geht, was wir tun, sondern wie wir es tun. Die Qualität des Tuns ist wichtig und wie es auf uns selbst und andere wirkt. Hier sehen wir eine Nähe zu Werten, mit denen wir in ACT Qualitäten des Handelns und fortlaufende Muster von Verhalten definieren. Die Prinzipien „ganze Beteiligung“, “keine Eile und keine Unterbrechung“, „Sanftheit und Bestimmtheit“, sowie „gegenseitige Unterstützung“ erfordern Commitment: in jedem Moment, immer wieder jetzt mit Anfängergeist zurückkommen ins Hier und Jetzt und effektiv sein im Sinne des übergeordneten Ziels von Breema: Präsenz einüben, in den Körper kommen, aufwachen!

Wieso könnte es nun sinnvoll sein, sich als ACT-Theraput mit Breema zu befassen?

Aus unserer Sicht kann Breema dabei helfen, die körperliche Präsenz und Geistesgegenwärtigkeit, die für therapeutisches Arbeiten notwendig sind, zu schulen. Gewahrsein der Breema Prinzipien und Selbst-Breema Übungen können uns Therapeuten dabei helfen, in der Sitzung zu verlangsamen und uns im gegenwärtigen Moment zu verankern. Wenn wir bewusst den eigenen Körper mit den oben beschriebenen Qualitäten berühren und wahrnehmen, kann uns das in Verbindung bringen mit uns selbst und dem jetzigen Moment. Breema-Übungen sind auch gut geeignet für achtsame Übergänge vor oder nach Therapiesitzungen und zur Pflege von selbstfürsorglichem Verhalten. Z.B. ein leichtes Streichen über den Arm, das bewusst und ganz ausgeführt wird, bringt uns in Verbindung mit uns selbst und dem jetzigen Moment.
Aber auch in die Arbeit mit Patienten kann Breema integriert werden. Insbesondere mit Patienten, die ihren eigenen Körper nicht mögen, deren Körper immer wieder von Schmerzen geplagt ist oder auch mit Patienten, die zu Dissoziationen neigen. Kleinste Dosen von Selbstberührungen in Verbindung mit Instruktionen im Sinne der Breema-Prinzipien können eine wohlwollende, unterstützende und mitfühlende Beziehung zum eigenen Körper fördern.

Mit Hilfe von Breema kann gelernt werden, sich selbst wohlwollend und mitfühlend zu berühren und die Verbindung zum eigenen Körper zu stärken. Man kann Selbst-Breema-Übungen also auch im Sinne von Selbstmitgefühlsübungen anleiten und anwenden.

Übung:

Um einen Geschmack davon zu bekommen, was wir mit Breema Übungen erfahren können, laden wir Dich ein – jetzt oder später – wahrzunehmen, dass Dein Körper atmet, Gewicht hat, und dass Du in diesem Moment eine bestimmte Körperhaltung und einen bestimmten Gesichtsausdruck hast. Du kannst Dich fragen, ob es gerade bequem so ist in Deinem Körper, oder ob Du irgendetwas an der Haltung verändern möchtest. Wenn es Unbehagen gibt, wie kannst Du mit dem Unbequemen bequem sein, ohne zu beurteilen und offen? Du kannst dann dem Körper ein leichtes Schaukeln geben – im Sitzen oder im Stehen – und spüren, dass da auch ein Rhythmus ist im Körper, in der Bewegung des Atems. Als nächstes laden wir Dich ein, sanft und bestimmt die linke Hand auf die rechte Schulter zu legen und für drei Atemzüge zu halten. Dann ohne Eile, ohne Unterbrechung mit der Hand den Arm bis zu den Fingerspitzen ausstreichen. Mit ganzer Beteiligung. Der Geist folgt dabei dem, was der Körper tut. In diesem Moment, diese eine Aktivität, ohne „extra“ und ohne Kraftanstrengung. Dein Körper unterstützt Dich und Du unterstützt Deinen Körper. Gleichzeitig Gebender und Empfangender der Berührung sein. Wiederhole das Streichen dreimal und wechsle dann die Seite. Am Ende lege beide Hände auf die Brust und halte diese für drei Atemzüge. Dann spüre nach, ob es eine Wirkung gibt.

Und wer Lust hat, mehr von Breema zu erfahren / zu erleben, wird bei den 5. ACT PRAXIS TAGE 2019 die Gelegenheit dazu haben.

Weitere Informationen auf www.breema.com